Unser Illustrator Tommes (Thomas Jahn) ist zusammen mit seiner Lebensgefährtin Bine für einige Wochen zu einer Reise ans andere Ende der Welt aufgebrochen. Hier sein erster Bericht von Downunder.
Bevor wir nun morgen unsere „sichere” Unterkunft von AirBnB ver- und somit auch den garantierten Zugriff auf das Internet hinter uns lassen werden, wollten wir Euch noch einmal schnell erste und letzte bisherige Reiseimpressionen nicht weiter vorenthalten
Am 27. Dezember nach 44 Stunden Flugreise (reine Flugzeit ca. 23 Stunden mit langem verjetlagtem Aufenthalt in Taipeh, Taiwan) waren wir endlich in Auckland, Downunder angekommen, ließen uns von einem sehr netten Taxifahrer zu unserer, wirklich tollen, Unterkunft bringen…und haben den Rest des frühen Abends genutzt, um zu schlafen…
Zu diesem Zeitpunkt zeichneten sich, leider, schon erste Anzeichen eines letzten Deutschland- Andenkens in Form von Halsschmerzen bei mir ab, die sich dann auch folgerichtig am nächsten Tag zu einer ordentlichen Erkältung ausgewachsen hatten… Diese konnte sich dann auch dank des typischen Neuseelandwetters (staccatohafter Wechsel zwischen Sonnne [sehr heiß und aufgrund des Ozonlochs auch extrem agressiv...Sonnenschutz fängt hier bei LSV 30 an...] und Regen [alle Variationen von Niesel bis Springflut - außerdem wird es schlagartig sehr kühl] durchsetzt von mehr oder weniger starkem Wind) bis heute gut halten – allmählich bin ich aber auf dem Wege der Besserung.
Sehr schön ist übrigens die Kombination “wunde Nase durch ständiges Naseputzen” und “sonnenverbrannte Nase aufgrund ihres hervorragenden Status im Gesicht”, welche direkt auf “trockene und gereizte Nase wegen der Klimaanlagen in Flugzeug und Flughafen” folgte…
Neben diesen nasalen Unannehmlichkeiten haben außerdem die neuseeländischen Mücken ihre Vorliebe für meine Blutgruppe entdeckt, so dass ich teilweise Stiche auf Stichen habe, also regelrechte Stichstapel – einige sehr punktuelle Körperregionen scheinen besonders beliebt zu sein… Was dann für Bine gleichzeitig der ideale Mückenschutz ist…
Am Sonntag haben wir uns dann auf dem wöchentlichen car fair am Ellerslie race track (Pferderennbahn) ein Fahrzeug erstanden. Einen 1997er Toyota Qualis Mark II Kombi, 2.5L 6 Zylinder Automatik: Tatsächlich sehr interessant ist hierbei die Geschichte des ursprünglich aus Schottland stammenden und selbst weitgereisten Autoverkäufers “Edgar”. Als ich nämlich erwähnte, dass Edgar ja eigentlich ein etwas veralteter deutscher Name sei, bestätigte er, dass es sich in der Tat um einen deutschen Namen handelte und erzählte uns die Geschichte des Namens “Edgar”:
Während des ersten Weltkriegs sah sich sein Großvater, Daniel Monroe, in einem verlassenen Gebäude plötzlich einem deutschen Soldaten gegenüber – beide Männer hätten nun eigentlich den anderen, feindlichen Soldaten erschießen müssen,…aber stattdessen ließen beide nach einer Schrecksekunde die Waffen sinken, setzten sie sich zusammen und unterhielten sich. Am Ende des freundschaftlichen Gesprächs tauschten sie noch die Ferngläser aus. So kam es, dass ein deutscher Feldstecher zum Erbstück der Familie Monroe wurde, der seitdem von Generation zu Generation, gemeinsam mit der zugehörigen Geschichte, weitergegeben wird. Aber auch der Name Edgar wird in der Familie Monroe seither an die männlichen Nachkommen weitergegeben. Edgars Großvater benannte seinen Sohn nach dem deutschen Soldaten, dieser wiederum seinen Sohn, und der Sohn unseres Auto-Verkäufers heißt auch wieder Edgar…
Leider ist der Nachname des deutschen Soldaten nicht bekannt, und Edgars Familie hatte nach dem Krieg niemals Kontakt zu ihm gehabt, denn es wäre sicherlich toll, auch die andere Seite zu hören und zu erfahren, wie es mit diesem Mann und seiner Familie weiterging – ob auch hier alle Söhne Daniel heißen, in Gedenken an diese freundliche Begegnung unter Feinden.
Mit diesem so erstandenen Automobil eröffnete sich uns die wundersame Welt des Linksverkehrs…Alles ist hier andersrum (also, die Pedale glücklicherweise nicht…), wo man bei uns blinkt, löst man hier den Wischer aus und umgekehrt. Auf der Straße schaut man immer zuerst nach rechts, dann nach links, und der Rückspiegel ist auch links…äußerst ungewohnt, und längst automatisierte Vorgänge bedürfen nun wieder hoher Konzentration.
Wobei das bei weitem herausfordernste an unserem neuen Vehikel ist dessen enorme Breite. Beide nur Klein- und Mittelklassewagen gewohnt, neigen sowohl Bine also auch ich dazu, die linkswärtige Extension des Wagens zu unterschätzen, so dass unachtsam am Straßenrand abgestellte Möbel, Mülltonnen, Kinder und ältere Menschen in der Regel nur um Haaresbreite einer näheren Bekanntschaft mit unserem Außenspiegel entgehen. Wobei sich natürlich mit jeder Kollision die Ausdehunung des Autos unserer subjektiven Empfindung seiner Größe quasi entgegenraspelt…
Vorgestern waren wir kurz in Piha (Auckland , Ostküste). Dort hatten wir dann wirklich geballtes Neuseelandwetter mit Regen, Sonne, Platzregen, Sonne, Wolken und Wind, Sonne und, 50m vor unserem Wagen, wieder einen Platzregen, so dass alles, was gerade eben wieder trocken geworden war erneut völlig durchnässt wurde – ideale Bedingungen zur weiteren Konservation meiner schon überstanden geglaubten Erkältung…
Gestern haben wir uns dann eine Matratze für den Kofferraumbereich unseres Wagens besorgt, der ja auch zum Übernachten dienen soll, und weil es grad am Weg lag, haben wir gleich noch eine Abstecher zur Mairangi Bay (Auckland, Westküste) gemacht: Das, zugegebenermaßen verhältnismäßig dürftige Feuerwerk – wenn man mal von der professionellen und wirklich tollen Show am Skytower absieht – haben wir uns vom
Mount Eden aus angesehen und das neue Jahr genau 12 Stunden vor Euch in Deutschland begrüßt: Heute waren wir im Hafen: Und ab morgen geht´s dann richtig los…mit dem Auto Campingplätze anfahren oder wild campen, Neuseeland erkunden, kein Wifi mehr…wir freuen uns und sind sehr gespannt auf unsere Abenteuer…Bei Gelegenheit gibt es dann wieder Neuigkeiten auf diesem Wege oder per Facebook…
Ganz liebe Grüße von den Antipoden nach good old Germany, einen guten Start ins neue Jahr Euch allen,
Bine & Tom