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Channel: WOLL-Magazin Sauerland
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Hasse schonn gehört?!

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Fragen Sie Dr. Nürsel

Michael Martin Portrait (17 von 18) Kopie

Dr. Nürsel al. Michael Martin. Autor u.a. der Bücher aus dem WOLL-Verlag: “Voll die Bräuche, woll”, “Sauerländer Märchenstunde” und “Rock’n”Roll war woanders”

Tach zusammen! Mein Name ist Michael Martin, ich schreibe seit einigen Jahren unterhaltsame Schwarten für das Sauerland. Spätestens seit meinem Wörterbuch „Voll auffen Nürsel“ mit über 1.500 Begriffen der Sauerländischen Umgangssprache nennen mich viele inner Heimat Dr. Nürsel. Als Dockter ehrenhalber und Hobbysprachforscher werden mir immer wieder Fragen zu unserer Alltagssprache gestellt, zum Beispiel, ob man töffte mit einem f oder mit zwei f schreibt, was der Unterschied zwischen prockeln und friermeln ist oder ab welcher Brotstärke man Kniffte zum Bütterken sagen darf. Statt jede Zuschrift einzeln zu beantworten, befasse ich mich ab sofort und danach alle 14 Tage in meiner WOLL-Kolumne „Hasse schonn gehört?“ mit den wichtigsten Fragen zu Wortherkunft, Wortbedeutung und Sauerländer Chrammatik: Happter Fragen, schicktse mich!

Im Sauerland gibt es mit  Nürsel, Nüssel und Hünkel gleich drei possierliche Kosenamen für den abgefressenen Rest eines Apfels gibt.

Im Sauerland gibt es mit Nürsel, Nüssel und Hünkel gleich drei possierliche Kosenamen für den abgefressenen Rest eines Apfels.

Heute möchte ich allerdings ersma klären, wo das Sauerland überhaupt anfängt und wo es aufhört. Auf Landkarten reicht das Sauerland von Schalksmühle im Westen bis nach Marsberg im Osten und von Rüthen im Norden bis nach Wenden im Süden. Heimatkundler definieren das Sauerland über geografischen Kokolores, von wegen Rothaargebirge, Lennegebirge, Ebbegebirge, Arnsberger Wald und Saalhauser Berge. Für andere Experten beginnt das Sauerland genau dort, wo die Regenschirme hoch- und die Mundwinkel runtergehen. Wo Mittelgrau keine Farbe, sondern ein Lebensgefühl umschreibt. Wo man mehr Ausdrücke für Regen als die Eskimos für Schnee hat. Wo die Bauern Hüte tragen, damit ihre Frauen nicht versehentlich mit dem Truthahn ins Bett gehen.

Ich sehe das als Eingeborener natürlich völlig anders. Sauerland ist dort, wo segensreicher Regen und harte graue Steine für weiches Wasser und das beste Bier der Welt sorgen. Wo die Mettwurst das Ying und der Senf das Yang sind. Wo schon Kleinkinder automatisch ein „woll“ an fast jedes Satzende hängen. Wo es mit Nürsel, Nüssel und Hünkel gleich drei possierliche Kosenamen für den abgefressenen Rest eines Apfels gibt. Wo man nicht lange rumlabert, sondern sofort auf den Punkt kommt. Auf Sauerländisch, einer der schönsten und vielfältigsten Sprachen der Welt.

Und überall dort, wo Sauerländisch gesprochen wir, da ist für mich auch Sauerland – egal ob Olpe, Brilon, Marsberg oder Mosebolle, woll.

 


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